Zukunft der Demokratie

14,80 

Herausforderungen für Politik und Gesellschaft

Christen in der Gesellschaft, Bd. VII

Thomas Sternberg und Heinz Meyer (Hrsg.)

Paperback | 142 Seiten | 20,5 x 14,5 cm | ISBN 978-3-941462-48-9 | dialogverlag 2010

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Beschreibung

Im Jahr 2009 gab es mehrere Anlässe, um den Blick zurück zu richten und sich mit der Entwicklung der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland zu befassen: Vor 60 Jahren trat das Grundgesetz in Kraft, das zunächst als „Provisorium“ angelegt war, sich dann aber als Grundlage eines stabilen demokratischen Rechts- und Sozialstaats erwiesen hat.

Vor 90 Jahren wurde die Weimarer Republik gegründet, welche dann im Jahre 1933 – vor allem durch den politischen Extremismus von Rechts und Links – scheiterte. Und schließlich fiel vor 20 Jahren die Berliner Mauer und damit der Eiserne Vorhang, der seit mehr als 40 Jahren Deutschland und Europa trennte. Damit wurde ein Prozess eingeleitet, der am 3. Oktober 1990 zur deutschen Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit führte und damit das Ende der Nachkriegszeit darstellt.

Ein Blick zurück erfordert aber auch einen Blick nach vorn: denn in der Zwischenzeit sind neue Herausforderungen und Aufgaben für die Zukunft der demokratischen Ordnung in Deutschland entstanden. Dazu gehören vor allem die Folgen der Globalisierung, der demografische Wandel in Deutschland, die Arbeitslosigkeit und die sich verfestigende Marginalisierung, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sowie die Bewältigung der Wirtschaftsund Finanzkrise.

Demokratie ist nicht etwas einmal Fixiertes, sondern sie muss sich veränderten Situationen und Bedingungen anpassen; und sie ist immer kritischer Nachfrage und Reflexion ausgesetzt, auf die sie nicht zuletzt auch angewiesen ist und von der sie ja auch lernen kann. Als politisches Ordnungssystem hat sich heute die Demokratie zwar normativ als ohne Alternative erwiesen, realpolitisch ist sie aber immer wieder erheblichen Herausforderungen und Gefährdungen ausgesetzt.

Vor diesem Hintergrund befasste sich das Ringthema 2009 der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus mit der Zukunft der Demokratie und ihren Herausforderungen in Deutschland.

Alois Glück betont in seinem Beitrag, dass die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung die Grundlage einer gelingenden Demokratie ist. Nur eine „zukunftsfähige Kultur“ ist in der Lage, neue Bindekräfte in der und für die Gesellschaft zu entwickeln. Die Übernahme von Verantwortung und die Partizipation findet in besonderer Weise über die politischen Parteien statt, denen nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen der Weimarer Republik im Grundgesetz Verfassungsrang eingeräumt wird. Was aber ist, wenn die Volksparteien sich wandeln? Stehen wir vor dem Ende der Parteiendemokratie? Darum geht es in dem Beitrag von Florian Blank und Prof. Dr. Klaus Schubert.

Kommunikation und Partizipation sind in einer demokratischen Ordnung von grundlegender Bedeutung und bedingen einander: Ohne Information und öffentliche Debatten können die Bürger sich nicht an Meinungsbildung und Entscheidungsfindung beteiligen; der politische Prozess schließlich lebt von der Kommunikation mit den Bürgern, die vor allem über die Medien vermittelt wird. Die Wechselbeziehungen zwischen Politik und Medien, die Fehlentwicklungen auf beiden Seiten sowie deren Auswirkungen auf die Zukunft der Demokratie werden daher in dem Beitrag von Dr. Ludger Vielemeier analysiert.

Die demografische Entwicklung in Deutschland steht im Mittelpunkt der Überlegungen von Politik und Wissenschaft. Die enorme Verschiebung der Altersstruktur lässt die Rolle älterer Bürgerinnen und Bürger immer bedeutsamer werden. Die damit verbundenen Veränderungen werden von Dr. Helga Kreft-Kettermann anhand der Bevölkerungsentwicklung in Münster und dem Münsterland untersucht und Möglichkeiten einer offensiven Gestaltung der Zukunft in Kommunen und Regionen vorgestellt.

Die Bedeutung des religiösen Erbes Europas war in der Vorbereitung eines europäischen Verfassungsentwurfs umstritten. Während vor allem für die Kirchen ein unlösbarer Zusammenhang zwischen Gottesbezug und den Grundwerten Europas besteht, gibt es starke Tendenzen, die einer säkular-humanistischen oder, mit Blick auf die Türkei, einer religionsübergreifenden Identität Europas das Wort reden. In Anbetracht noch zu erwartender neuer Mitgliedsstaaten sollte die Reflexionsphase nach dem vorläufigen Scheitern eines europäischen Verfassungsentwurfs nun dazu genutzt werden, die Diskussion um politische Perspektiven in einem multireligiösen Europa zu vertiefen. Darum geht es in dem Beitrag von Stefan Lunte.

Der jungen Generation wird vielfach vorgeworfen, sie sei zu angepasst und zu unpolitisch. Aber was bringt gesellschaftliches Engagement, wenn erst einmal die Unsicherheiten des persönlichen Fortkommens bewältigt werden müssen? Die junge Generation reagiert zum einen pragmatisch auf die verschärfte Konkurrenz und den allgemeinen Individualismus. Überraschend aber sind zum anderen junge Leute voller Zuversicht und Optimismus. Das ehrenamtliche Engagement ist in keiner Altergruppe so stark. Ein daher uneindeutiges und widersprüchliches Bild in den Jugendkulturen vermitteln Gesa Bertels und Sandra Kleideiter in ihrem Beitrag.

Demokratie ist nicht nur eine Form gesellschaftlicher Ordnung und institutioneller Organisation staatlicher Herrschaft, sondern vor allem auch Kultur und Lebensform. Demokratie ist insofern gleichermaßen eine Gegenwartsherausforderung wie auch eine Zukunftsaufgabe der Pädagogik und der Politischen Bildung. Ein umfassendes Konzept demokratischen Lernens in der Schule legt Dr. Wolfgang Beutel in seinem Beitrag dar.

 

Weitere Bücher der Reihe „Christen in der Gesellschaft“:
Kirche in der Minderheit (Band I)
Soziale Gerechtigkeiten (Band II)
Internet: Realität und Virtualität (Band III)
Generationen (Band IV)
Katholische Soziallehre konkret (Band V)
Einwanderungsland Deutschland Aspekte eines gelingenden Zusammenlebens (Band VI)
Zwischen Morgenland und Abendland (Band VII)
Es lebe der Sport (Band IX)
Sexualität zwischen Tabu und Laissez-faire (Band X)