Beschreibung
„Gaudet mater ecclesia“ – so eröffnete Papst Johannes XXIII. vor 50 Jahren das Zweite Vatikanische Konzil in Rom. Doch was ist übrig geblieben von der von Optimismus und Begeisterung geprägten Atmosphäre in der Kirche der Sechzigerjahre? Für viele gläubige Katholikinnen und Katholiken heute ist die Aufbruchstimmung von damals nicht mehr spürbar, das Konzil ist Geschichte geworden.
Mit unserem Forschungsprojekt „Aggiornamento in Münster“ wollen wir, das Seminar für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster, dazu beitragen, dass das Zweite Vatikanische Konzil für junge Menschen greifbar wird. Im Rahmen des zweisemestrigen Projekts, das dankenswerterweise auch von der Diözese Münster unterstützt wird, wird dazu ein Sammelband zum Zweiten Vatikanum erscheinen.
Im ersten Teil des Bandes werden die richtungsweisenden Konzilstexte, insbesondere die vier Konstitutionen „Dei Verbum“, „Gaudium et Spes“, „Lumen Gentium“ und „Sacrosanctum Concilium“ behandelt. Woher weiß die Kirche, was sie glaubt? Wie steht sie zur Moderne? Wie versteht sich die Kirche selbst, und was ist ihr Auftrag in der Welt von heute? Wie können wir unseren Glauben zeitgemäß feiern und das Leben der Menschen mit ihren vielfältigen Erfahrungen ins Gebet nehmen? Namhafte Theologinnen und Theologen leisten ihren Beitrag dazu, dass die damals behandelten Fragen heute weiterdiskutiert werden.
Im zweiten Teil des Bandes wird rekonstruiert, welche Impulse während des Konzils von entscheidenden Konzilstheologen aus Münster ausgingen und von dort zurückkamen: Emil Joseph Lengeling, Hermann Volk, Joseph Höffner und nicht zuletzt auch Joseph Ratzinger prägten je auf ihre Weise das Konzil und seine Wirkungsgeschichte.
Der dritte Teil fragt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, wie das Konzil die kirchliche Realität verändert hat und immer noch verändert. Menschen, die zur Zeit des Zweiten Vatikanums in Münster studiert oder für Theologie und Kirche Verantwortung getragen haben, ermöglichen so heutigen Theologiestudierenden einen direkten Zugang zum lebendigen Kontext von damals. Darüber hinaus benennen die Befragten notwendige Schritte, um die Gedanken des Konzils in unsere Zeit hinein zu aktualisieren.
Wir hoffen, mit diesem Forschungsprojekt jungen, theologisch Interessierten etwas vom Neuaufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils für heute und morgen zu vermitteln. Nur so wird es möglich, den Kommunikationsprozess weiterzuführen, den das Konzil eröffnet hat – damit das Zweite Vatikanum seine Wirkung auf Theologie und kirchliches Leben auch heute entfalten kann.